FIFA

Die Verfolgung von FIFA Funktionären durch amerikanische Behörden - Einmischung in europäische Angelegenheiten?

Ein guter Freund rief mich, nachdem die Verhaftung von FIFA Funktionären in der Schweiz auf Veranlassung der amerikanischen Justizministerin bekannt wurde, an und monierte, dass sich die Amerikaner als Weltpolizisten aufspielen würden und besser vor ihrer eigenen Türe kehren sollten.

Da ist was dran. Aber mir ist es völlig egal, welches Land diese Ganoven einsperrt, Hauptsache, sie werden eingesperrt. Ich finde es auch gut, dass Blatter wieder gewählt wurde. So besteht vielleicht die Chance, dass wir noch erleben, wie der Präsident der FIFA ins Gefängnis wandert. Und wenn sich die USA herausnehmen, FIFA Funktionäre wegen des Amerikabezugs ihrer Handlungen zu verfolgen, könnten sich natürlich auch andere Länder überlegen, dass sie ja auch geschädigt sind. Die Duldung des Systems FIFA über so lange Zeit und selbst noch nach dem Schock der Verhaftung zeigt doch, dass die Strafverfolgungsbehörden in Europa, dem Kontinent der Rechtsstaatlichkeit, in Bezug auf mächtige Strukturen bananenrepublikanische Qualitäten haben. Wenn man das nicht mehr möchte, könnte es sogar bei uns dazu kommen, dass allzu große Schweinereien irgendwann auch einmal geahndet werden.

Dabei ist die FIFA ist eigentlich nicht einmal ein besonders krasses Beispiel, wie unsere sogenannten Eliten ticken. Der Schaden, den die korrupten FIFA-Funktionäre anrichten und angerichtet haben, ist ja noch vergleichsweise gering. Die Banken, die ja am Ende ja auch nur ihre wahnsinnigen Geschäfte gemacht haben,  weil ihre Funktionäre (Manager sollte man vielleicht gar nicht sagen) dafür aberwitzige Boni (Bestechungsgelder ?) erhalten haben, hat zu einem weit höherem Schaden geführt und es ist nicht abzusehen, ob wir mit diesem Schaden jemals fertig werden. In den großen Konzernen der sogenannten Realwirtschaft sieht es nicht viel anders aus. War es nicht so, dass Mercedes sich Chrysler einverleibte, damit die Funktionäre in Europa auch endlich mal Gehälter in Millionenhöhe bekommen sollten? Manche behaupten das. Und wenn bei der Deutschen Bahn jetzt schon davon gesprochen wird, man könne Züge irgendwann auch in China einkaufen und müsse diese nicht zwingend von Siemens beziehen, dann könnte hinter diesem Plan eine Bonuszahlung in mehrstelliger Millionenhöhe für eine Reihe Bahn-Funktionäre stecken. Abwegig ist das nicht.

Wir brauchen aber auch nicht nur „nach ganz oben“ zu schauen. Ist es nicht inzwischen normal, andere übers Ohr zu hauen? Ist es nicht täglich geübte Praxis von sich sonst seriös gebenden Unternehmen, öffentlichen Einrichtungen und Privatpersonen?  Gibt es irgendeinen Richter, der böse wird, wenn eine Partei vor Gericht unwahr  vorträgt und damit zu betrügen versucht?  Ich kenne wirklich keinen! Man könnte darin eine Entwicklung sehen, die auf Verfall hindeutet.

Ich finde es gut, dass die Funktionäre in Haft gekommen sind, weil die Korruption offenkundig ist. Ich fände es gut, wenn der alte und neue FIFA-Präsident seinen Kollegen dort bald Gesellschaft leisten müsste und es würde mich freuen, wenn alle Funktionäre, die am Schaden unseres Landes geradezu unanständig verdienen und verdient haben, künftig wenigstens schlechter schlafen würden. Noch besser wäre es natürlich, wenn diese Damen und Herren es dann mit europäischen und auch deutschen Strafverfolgungsbehörden zu tun bekämen. Denn wenn wir in Europa eine Zukunft haben wollen, werden wir schon selbst auf unserem Kontinent aufräumen müssen.